Diskussionsforum
zum Thema: „Arbeit ermöglicht Bildung?!“
am
27.04.2004 im FEZ Wuhlheide
TeilnehmerInnen:
VertreterInnen von bundesdeutschen NGOs und Gewerkschaften, VertreterInnen
des Organisationskomitees (inkl. Moderation)
Im
Mittelpunkt des Forums stand die Frage, welche Bedeutung die arbeitenden
Kinder ihrer Arbeit für Bildungsprozesse beimessen. Die Delegierten
berichteten, dass die eigene Arbeit ihnen meist wenig Zeit für
den Schulbesuch lasse, aber in vielen Fällen auch unerlässliche
Voraussetzung dafür sei, da sie nur so das in ihren Ländern
übliche Schulgeld bezahlen könnten. Soweit sie die Schule
besuchen können, kritisieren sie die fehlende Lebensnähe
der Lehrinhalte und beklagen, dass wenig Rücksicht auf ihre
Lebensumstände genommen werde. So forderten sie zum Beispiel
eine flexiblere Zeitplanung des Unterrichts und stärkere
Berücksichtigung ihrer Erfahrungen bei der Arbeit. Aus der
Sicht der Delegierten sei ihre Arbeit zwar oft anstrengend und
müsse unter für sie entwürdigenden Bedingungen
geleistet werden, sie vermittele ihnen aber gleichwohl Lebenserfahrungen,
die sie selbständiger mache und die sie nicht missen wollten.
Allerdings forderten sie eine stärkere Rücksichtnahme
auf ihre körperliche Konstitution, ihre altersgemäßen
Entwicklungsbedürfnisse und eine Beachtung ihrer Rechte als
Kinder. Besonderes Interesse fanden die Berichte der Delegierten
über Alphabetisierungs- und Ausbildungsprojekte, die teilweise
von ihren Organisationen oder von örtlichen Hilfsorganisationen
durchgeführt werden. In diesen Projekten wird oft versucht,
die Herstellung nützlicher Gebrauchsgüter mit dem Erwerb
von beruflichen Qualifikationen zu verbinden. Den Erfahrungen
in den eigenen Gruppen und Organisationen maßen die Delegierten
ebenfalls bildende Bedeutung bei.
Die
Diskussion bezog sich u.a. auf die Frage, in welcher Weise Gewerkschaften
und NGOs arbeitende Kinder unterstützen können. Von
den Delegierten wurde der Wunsch bekundet, dass die Gewerkschaften
sich auch als Interessenvertreter der arbeitenden Kinder verstehen
und deren Forderungen nach mehr Rechten bei der Arbeit und besseren
Bildungsmöglichkeiten aufgreifen. Von den NGOs wurde erwartet,
dass sie die Kinder nicht als passive Empfänger von Hilfen
verstehen, sondern als Partner ernstnehmen, die selbst in vielen
Fällen Initiativen ergreifen und eigene Projekte im Bildungs-
und Gesundheitsbereich auf die Beine stellen. Allerdings seien
diese Projekte wesentlich auf die Mitarbeit erfahrener Erwachsener
und die kontinuierliche Unterstützung durch NGOs angewiesen.
Die
anwesenden Gäste zeigten sich beeindruckt vom selbstbewussten
Auftreten der Kinder und ihren konkreten Vorstellungen darüber,
wie sich ihre Lebensbedingungen im Alltag verbessern ließen.
Sie bekundeten Interesse an weiteren Informationen und erklärten
sich bereit, die von den Delegierten vorgetragenen Gedanken und
Erwartungen in ihren Organisationen zu vermitteln.
(Manfred
Liebel) |