Arbeitstreffen
zum Thema: „Gewerkschaften und Kinderarbeit“
mit
dem Vorsitzenden des DGB, Michael Sommer, am 06.05.2004 beim DGB
Berlin
TeilnehmerInnen:
Michael Sommer, MitarbeiterInnen des DGB, DGB-Jugendabteilung
DGB-Chef
Michael Sommer empfing Anfang Mai mehrere Delegierte des Zweiten
Welttreffens der Bewegungen arbeitender Kinder und Jugendlicher
in seinem Büro. „Eure Situation ist mir nicht fremd.
Ich habe auch mit zehn Jahren gearbeitet, weil meine Mutter damals
nicht genug Geld verdient hat“, sagte er zur Begrüßung.
Aufmerksam hörte er sich dann ihre Erfahrungsberichte an.
„Wir übernehmen Mitverantwortung für unsere Familien
und wollen als junge Arbeiter respektiert werden“, erklärte
der bolivianische Delegierte seine Sicht der Dinge. Mitleid sei
ebenso unangebracht wie das internationale Verbot von Kinderarbeit.
„Das nützt gar nichts und treibt Kinder nur in die
Illegalität“.
„Wenn
Leute wie ich gegen Kinderarbeit sind, dann sind wir gegen die
Ausbeutung von Kindern. Aus unserem nördlichen Standpunkt
wehrt sich alles dagegen, dass Kinder arbeiten müssen“,
sagte Sommer. Diese Perspektive resultiere daraus, dass hierzulande
Kinder in früheren Jahrhunderten in Bergwerken schuften mussten.
„Für unsere Vorfahren war es ein großes Glück,
dass das abgeschafft und die allgemeine Schulpflicht eingeführt
wurde“, erklärte er seinen Gästen.
Zugleich
zeigte er aber auch Verständnis für deren Wunsch nach
einer würdevollen Arbeit und besseren Arbeitsbedingungen.
„Kinderarbeit müsse wohl differenziert betrachtet werden“,
meinte Sommer. Wo sie zum Selbstverständnis der Menschen
dazugehöre, sei eine von außen gesetzte Altersbegrenzung
möglicherweise unangemessen. Mit Freude vernahm er, dass
alle seine Gäste neben der Arbeit auch zur Schule gehen.
Einig
war man sich darin, dass Kinderprostitution, Schuldknechtschaft
und Arbeiten im Bergwerk als Ausbeutung anzusehen und strikt abzulehnen
seien. Sommer versprach, bei der nächsten Jahrestagung der
Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) mit den für Kinderarbeit
Zuständigen zu sprechen und dabei auch das Anliegen seiner
Besucher zu erwähnen. Auch die mit anwesende Vertreterin
der DGB-Jugend zeigte sich interessiert, mit den Organisationen
der arbeitenden Kinder Kontakte zu knüpfen und gemeinsame
Aktionen ins Auge zu fassen.
(Annette
Jensen) |