Das Jubiläumstreffen der MAEJT
Bericht vom Jubiläumstreffen der Afrikanischen Bewegung in Addis Abeba
Vom 28. Oktober bis zum 2. November 2024 fand in den Konferenzsälen der Afrikanischen Union in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba das Kontinentaltreffen der Afrikanischen Bewegung der Arbeitenden Kinder und Jugendlichen (MAEJT) statt. Es war das erste Mal, dass die afrikanische Bewegung ihr Treffen an einem hochrangigen internationalen politischen Ort abhalten konnte. Gleichzeitig krönte dies das dreißigjährige Bestehen der Bewegung, das im Rahmen der Veranstaltung ebenfalls gefeiert wurde. Drei Delegierte von ProNATs nahmen an dem Treffen teil und berichten in Wort und Bild.
Die Afrikanische Bewegung Arbeitender Kinder und Jugendlicher wurde 1994 gegründet und bezieht ihr Kürzel "MAEJT" aus dem Französischen Le Mouvement Africain des Enfants et Jeunes Travailleurs. Insgesamt nahmen 103 Teilnehmer*innen aus 28 Ländern an dem Kontinentaltreffen teil. Neben 48 Delegierten im Alter zwischen zehn und achtzehn Jahren aus den 25 Mitgliedsländern des MAEJT partizipierten auch Vertreter*innen der African Union, sowie Mitarbeiter*innen internationaler NGOs. Die 25 Mitgliedsländer des MAEJT sind: Benin, Burkina Faso, Burundi, Kamerun, Elfenbeinküste, Äthiopien, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kenia, Liberia, Niger, Mali, Uganda, Zentralafrikanische Republik, Demokratische Republik Kongo, Ruanda, Senegal, Sierra Leone, Tansania, Tschad, Togo, Sambia und Simbabwe. Delegierte aus den Ländern Marokko und Tunesien nahmen als Beobachter*innen teil, sie gehören der in ihren Ländern noch nicht offiziell gegründeten Organisation an.
Das Thema des Treffens lautete: "Resilienz organisierter Kinder und Jugendlicher in einem Multi-Krisen-Kontext". Dieses Oberthema wurde in mehreren Panels in Unterthemen wie "Klimawandel", "Migration", "Soziale Medien", "Ökonomie und Inflation", "Kinder im Krieg", "Partizipation" oder "identitätsstiftende Lokalisierungsansätze" spezifisch ausgearbeitet. Dies bot den Delegierten die Möglichkeit, in einen internationalen Austausch zu treten und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede in der Problemwahrnehmung und -bewältigung zu erarbeiten und zu verstehen.
Die Delegierten setzten sich intensiv mit dem Recht der Kinder auf Partizipation auseinander. Sie stellten übereinstimmend fest, dass die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an sie betreffenden Prozessen und Entscheidungen trotz der jahrzehntelangen Bemühungen der MAEJT und anderer Akteur*innen weiterhin begrenzt und teilweise nur symbolisch ist. Nach Ansicht der Diskussionsteilnehmer*innen sind Synergieeffekte zwischen den Kindern selbst, den Eltern (die ihren Kindern oft nicht erlauben, sich zu beteiligen), den Behörden, den Verantwortlichen der Gemeinden und den Politiker*innen erforderlich, damit die Kinder wirksam an den sie betreffenden Prozessen und Entscheidungen teilnehmen können.
Auf großes Interesse stieß ein Panel zum Thema Gewalt im Internet gegen Kinder und Jugendliche. Da sich die Mehrheit der Delegierten aktiv mit dem Internet und insbesondere den sozialen Medien beschäftigt, wurden hier viele Überlegungen angestellt, wie Kinder und Jugendliche vor den Gefahren des Internets geschützt werden können. Sie schlugen unter anderem vor, Sensibilisierungsveranstaltungen in Schulen und Parks zu organisieren, Ausbildungsworkshops zu entwickeln, die Sicherung sozialer Netzwerke, die Schaffung von Warnhinweisen zu sensiblen Inhalten, elterliche Kontrolle zur Begrenzung des Internet- und Telefonzugangs je nach Alter, die Konfiguration von Geräten, die den Zugang zu Bildungsinhalten ermöglichen, die Schulung von Kindern in der positiven Nutzung sozialer Netzwerke, die Ausarbeitung von Gesetzen zur Bestrafung sensibler Inhalte und die Förderung von Bildungs- und Kulturinhalten.
Die Delegierten diskutierten auch über den Kaskadeneffekt des Klimawandels in ihrem Leben. In fast allen Mitgliedsländern des MAEJT sind diese im Alltag spürbar. Durch längere Trockenperioden wird die auf Wasserkraft basierende Energiegewinnung knapper – Staudämme produzieren aufgrund des Wassermangels weniger Strom. Dies hat wiederum Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche, die für ihre Arbeit auf Strom angewiesen sind. Entweder bleiben die Kund*innen aus oder sie können einfach keine Produkte für den Verkauf herstellen und haben an solchen Tagen kein Einkommen – und folglich auch keine Mahlzeit. Kinder, die in der Landwirtschaft arbeiten, können keine Ernte einfahren, weil die Pflanzen verdorren. Kinder, die tagsüber arbeiten, können abends wegen der häufigen Stromausfälle nicht für die Schule lernen. Die Delegierten stellten also fest, dass viele ihrer Grundbedürfnisse und Rechte angesichts des Klimawandels nicht realisierbar sind. Gemeinsam tauschten sie Lösungsansätze aus, wie punktuelle Hilfsmaßnahmen aussehen könnten.
Steigende Preise für Grundbedürfnisse wirken sich negativ auf das Leben der Kinder aus. Sie zwingen viele Kinder dazu, Überlebensstrategien zu entwickeln, die auch mit harschen Arbeitsbedingungen verbunden sind. Die wirtschaftliche Inflation verschlimmert die ohnehin schon prekären Lebensbedingungen der Familien mit all ihren Folgen für die Kinder: Zwangsehen, häusliche Gewalt, erzwungene und unvorbereitete Mobilität und Migration. Dies stellt auch ein Hindernis für die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Die Behörden, Entscheidungsträger*innen und Partner*innen sind aufgerufen, sich mit Fragen einer global gerechten Entwicklung und Transformation zu beschäftigen.
Darüber hinaus drückten die Delegierten ihre Lebens- und Arbeitsrealitäten in kreativen Workshopeinheiten wie Comiczeichnen und Poetry Slam aus. Die kulturelle und sprachliche Vielfalt der Delegationen unterstrich die Besonderheit der Bewegung. Das Übersetzen der knapp zehn anwesenden Sprachen erwies sich als komplizierte Angelegenheit, für die professionelle Übersetzer*innen anwesend waren.
Politiker*innen der Afrikanischen Union kamen an unterschiedlichen Orten mit den Delegierten ins Gespräch. Unter anderem gab es Diskussionen mit Minata Samaté Cessouma, der Kommissarin für Gesundheit, humanitäre Angelegenheiten und soziale Entwicklung der AU, mit Olubusayo Akinola, dem Leiter der Abteilung Sozialschutz, Drogenkontrolle und Verbrechensverhütung der AU und mit Nena Thundu, Koordinatorin der AU-Programme zur Beendigung schädlicher Praktiken. Die Arfikanische Union und die Nichtregierungsorganisation Enda Tiers-Monde waren die Hauptfinanzierer des Treffens.
Das Kontinentaltreffen zum 30. Jubiläum endete ohne die übliche Abschlusserklärung, was hier aber nicht als Defizit vermerkt werden soll. Vielmehr soll an dieser Stelle abschließend darauf hingewiesen werden, dass in der abschließenden Podiumsdiskussion das Ziel formuliert wurde, einen festen Sitz in einem der Komitees der Afrikanischen Union zu erlangen, um die Bewegung der arbeitenden Kinder und Jugendlichen dort wirksam zu vertreten und diesen Kindern eine Stimme in der kontinentalen politischen Administration zu geben.
Am 6. Dezember gibt es die Möglichkeit, an einer Online-Veranstaltung von ProNATs teilzunehmen. Dabei sein werden die ProNATs-Teilnehmerinnen sowie junge MAEJT-Delegierte aus Kamerun und Sierra Leone. Hier finden Sie Infos zum Ablauf und zur Anmeldung.
Links:
Mehr über die Afrikanische Bewegung Arbeitender Kinder und Jugendlicher
Die Website der Afrikanischen Bewegung MAEJT
Ein Bericht von MAEJT über das Kontinentaltreffen (auf Französisch)
Aktualisiert: 22.11.2024