Cachipay 2008
Cachipay 2008
Abschlusserklärung des VII. Kontinentaltreffens der Lateinamerikanischen Bewegung arbeitender Kinder und Jugendlicher in Cachipay, Kolumbien, 14. bis 21. März 2008
Wir, die arbeitenden Kinder (Niños, Niñas y Adolesentes Trabajadores – NATs) Lateinamerikas, haben uns in Cachipay (Kolumbien) zu unserem VII. kontinentalen Treffen versammelt, um miteinander über unsere Erfahrungen und Lebensbedingungen zu sprechen. Es haben Delegierte aus Kolumbien, Paraguay, Peru, Venezuela, Ecuador, Guatemala und Bolivien teilgenommen; ebenso Schwesternorganisationen aus Europa wie ItaliaNats und ProNATs.
Unser Treffen bezeugt, dass die Bewegung der arbeitenden Kinder Lateinamerikas und der Karibik eine Realität ist. Sie ist das Ergebnis einer mehr als 30-jähringen Geschichte der Organisationen arbeitender Kinder, die in Lima (Peru) begann und dank zahlreicher Treffen und Aktionen weitergeführt wurde. Das letzte dieser Treffen fand 2001 in La Asunción (Paraguay) statt. Der ganze Prozess lag in den Händen arbeitender Kinder und fand die Unterstützung verbündeter Organisationen wie Save the Children Schweden und terre des hommes Deutschland.
Während des Treffens haben wir die Bewegung der arbeitenden Kinder Guatemalas (MONNATSGUA) in unser Koordinationsgremium aufgenommen, dem wie bisher Delegierte aus Kolumbien, Paraguay, Peru und Venezuela angehören. Es stimmt unsere Aktionen aufeinander ab und repräsentiert uns bei allen Gelegenheiten. Des Weiteren haben wir zwei Delegierte für die Weltbewegung arbeitender Kinder gewählt, die die Aufgabe haben, der Bewegung der arbeitenden Kinder nicht nur in Lateinamerika, sondern in der ganzen Welt neue Impulse zu geben. Ebenso haben wir ein Redaktionskomitee gebildet, das die auf dem Treffen beschlossenen Grundprinzipien unserer Bewegung und unsere Statuten ausformulieren wird. Im Rahmen unseres Nachhaltigkeits-Projektes haben wir einen dreijährigen Aktionsplan erarbeitet, der die politischen und sozialen Ideale unserer Bewegung in die Tat umsetzt und die von den organisierten arbeitenden Kindern und ihren erwachsenen Mitarbeiter/innen gemeinsam vertretene kritische Wertschätzung der Arbeit zum Ausdruck bringt. Der Aktionsplan wird dazu dienen, uns bekannter zu machen und besser in die Lage zu versetzen, mehr arbeitende Kinder und die soziale Anerkennung zu erreichen.
Die gemeinsame Organisation (MOLACNATs) ist für uns ein Mittel, um solidarischer und stärker zu sein und überall mit einer Stimme zu sprechen. Wir haben uns verpflichtet, unsere Rechte voranzubringen und Aktionen zu entwickeln, die die Armut verringern und unsere Arbeitsbedingungen verbessern, sowie den sozialen Ausschluss und die Gewalt gegen Kinder, vor allem gegen arbeitende Kinder, bekämpfen. Wir setzen uns dafür ein, dass Kinder in Würde arbeiten können, und verteidigen diese Arbeit. Sie ist für uns ebenso ein Mittel, um die aktive Partizipation der Kinder bei allen sich bietenden Gelegenheiten voranzubringen.
Wir sind die vorrangigen Akteure bei der Verbesserung unserer Lebens- und Arbeitsbedingungen und setzen uns deshalb für Alternativen würdiger Arbeit und bessere Möglichkeiten zur Ausbildung und aktiven Partizipation der arbeitenden Kinder ein.
Auf diesem Treffen haben wir uns für gemeinsame Aktivitäten aller Bewegungen der arbeitenden Kinder Lateinamerikas entschieden, die die soziale Anerkennung aller Kinder zum Ziel haben.
Mit unserer Bewegung haben wir schon viel erreicht, aber wir lassen nicht nach, für folgende Ziele weiter zu kämpfen:
- Nationale Regierungen und die Bevölkerungen im allgemeinen müssen unsere Rechte beachten und respektieren. Im vorliegenden Fall fordern wir als Betroffene insbesondere, dass die in Peru, Paraguay und Kolumbien und anderen Ländern mit der Reform von Gesetzen einhergehenden Verfolgungen und Festnahmen von arbeitenden Kindern beendet werden. Wir schlagen vor, im Dialog mit uns alternative Lösungen zu suchen, die in Übereinstimmung mit der UN-Kinderrechtskonvention stehen. Unser Rechte bleiben nur gewahrt, wenn all diese Aktionen endlich aufhören.
- Uns arbeitenden Kindern muss zugehört werden und bei Entscheidungen, die uns betreffen, müssen wir einbezogen werden, wobei unsere Vorschläge zu berücksichtigen sind (Gelegenheiten dazu bestehen gegenwärtig in Bolivien und Venezuela, wo Kindergesetze unter aktiver Mitwirkung der arbeitenden Kinder in Planung sind, die zur Verbesserung unserer Lebens- und Arbeitsbedingungen beitragen können).
- Als lateinamerikanische Bewegung setzen wir uns für ein neues Kindheitsparadigma ein, das wir auf diesem Treffen gemeinsam mit erwachsenen Mitarbeiter/innen erarbeitet haben. (Anm. d. Übers.: Demnach werden Kinder nicht länger als inkompetent und nachgeordnet oder als blosses Potential für die Zukunft betrachtet, sondern als kompetente Subjekte der Gegenwart, die einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Gesellschaft leisten und Verantwortung übernehmen können. Die in eigenen Bewegungen organisierten arbeitenden Kinder verstehen sich als Repräsentant/innen und Protagonist/innen dieses Paradigmas.)
- Wir haben aktiv daran mitgewirkt, eine Internet-Plattform einzurichten, auf der wir unsere Realität als organisierte Bewegung und soziale Akteure sichtbar machen. (Anm. d. Übers.: Die neue Plattform dient auch der Kommunikation zwischen den arbeitenden Kindern des Kontinents und stärkt den Zusammenhalt zwischen den Bewegungen der einzelnen Länder.)
- Wir wollen eine Verbesserung unserer Lebensbedingungen erreichen, die auf Vorschlägen für eine Solidarische Ökonomie beruht, die wir als arbeitende Kinder selbst entwickeln und praktizieren.
- Während unseres Treffen konstituierte sich ein Lateinamerikanisches Netzwerk der (erwachsenen) Mitarbeiter/innen, die uns vertrauen, zur Seite stehen und sich entschieden haben, mit und für die arbeitenden Kinder im Sinne der kritischen Wertschätzung der Arbeit zu kämpfen.
Auf zur gemeinsamen Bewegung für die Respektierung der Rechte und der Stimme der arbeitenden Kinder.
Die arbeitenden Kinder wissen selbst, was zu sagen ist! Wir sind nicht das Problem, sondern die Lösung!!
Es lebe die würdige Arbeit der arbeitenden Kinder!
(An dem Treffen nahmen Delegierte aus Guatemala, Kolumbien, Paraguay, Peru und Venezuela, sowie Gastdelegierte aus Bolivien und Ecuador teil. Parallel zu dem Treffen fand eine Konferenz von Mitarbeiter/innen (colaboradores) der Kinderbewegungen sowie Vertretern von ItaliaNats, ProNATs und Save the Children Schweden statt.)
Aktualisiert: 14.12.2020