Kommentierte deutsche Übersetzung von Emma Goldman: „The Child and its Enemies“

Zum neuen Jahr haben zwei ProNATs-Mitglieder den Artikel „The Child and its Enemies“ von Emma Goldman aus der von ihr gegründeten Monatszeitschrift „Mother Earth“ (New York) aus dem Jahr 1906 erstmals in deutscher Übersetzung zugänglich gemacht. Er lässt sich als eine frühe Kritik dessen verstehen, was heute vielerorts als „Adultismus“ bezeichnet wird – die Diskriminierung des Kindes durch Erwachsene. ProNATs beschäftigt sich seit über zwei Dekaden mit diesem Machtungleichgewicht und zielt mit seinem kinderrechtlichen Ansatz auf eine Stärkung der gesellschaftlichen Position junger Menschen.

Vorbemerkung

Der Artikel erschien unter dem Titel „The Child and its Enemies“ in der von Emma Goldman gegründeten Monatszeitschrift Mother Earth (New York), 1. Jahrgang., 1906, Nr. 2, S. 7–14, und wird hier erstmals in deutscher Übersetzung zugänglich gemacht. Er lässt sich als eine frühe Kritik dessen verstehen, was heute vielerorts als Adultismus bezeichnet wird. Siehe hierzu u.a.: Manfred Liebel & Philip Meade: Adultismus. Die Macht der Erwachsenen über die Kinder. Eine kritische Einführung. Berlin: Bertz & Fischer, 2023 (erscheint demnächst).

Emma Goldman (1869–1940) wuchs als Tochter jüdischer Eltern im ländlichen Kowno, das damals zum Russischen Zarenreich gehörte, auf (heute: Kaunas, Litauen). Im Alter von 13 Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Sankt Petersburg. Dort arbeitete Emma in einer Fabrik als Korsettmacherin und kam in Kontakt mit den Ideen revolutionärer Anarchist*innen. Als ihr Vater sie zwangsverheiraten wollte, emigrierte sie im Alter von 17 Jahren mit ihrer älteren Schwester Helene (geboren 1860) in die USA, um bei ihrer Schwester Lena (geboren 1862) zu leben. Dort arbeitete sie einige Jahre erneut in einer Textilfabrik. Durch Heirat mit einem Arbeitskollegen erhielt sie 1887 zeitweilig die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.

In den USA schloss sich Goldman bald anarchistischen Gruppen an und wurde zu einer bekannten Rednerin, die in der Presse als „rote Emma“ verunglimpft wurde. Mehrmals wurde sie zu Gefängnisstrafen verurteilt. Nach eigenem Bekunden hat sie die Erfahrung mit anderen Frauen im Gefängnis auch zur Feministin werden lassen. Zusammen mit ihrem langjährigen Lebensgefährten Alexander Berkman gründete sie 1906 die Zeitschrift Mother Earth, die bis zu ihrem Verbot im Jahr 1917 ein wichtiges Forum libertärer Bildung und Frauenbefreiung war.

Obwohl Goldman die US-amerikanischen Staatsbürgerschaft besaß, wurde sie Ende 1919 zusammen mit Berkman und anderen Migrant*innen russischer Herkunft nach Sowjetrussland deportiert. Nach anfänglicher Begeisterung für die Russische Revolution wurde sie zu einer vehementen Gegnerin der Bolschewiki und verließ Ende 1921 erneut ihr Geburtsland. Ihr weiteres Leben verbrachte sie vor allem in Großbritannien, Frankreich und Kanada. 1936 nahm sie auf Seiten der Anarchist*innen am Spanischen Bürgerkrieg teil. Ihre Autobiografie Gelebtes Leben erschien in deutscher Sprache zuletzt 2010 in der Edition Nautilus, Hamburg.

Zum Leben und Werk von Emma Goldman und der Zeitschrift Mother Earth sei die Lektüre folgender neuerer Schriften empfohlen:

  • Rachel Hsu: Emma Goldman, „Mother Earth“ and the Anarchist Awakening. Notre Dame, Indiana: University of Notre Dame Press, 2021;
  • Frank Jacob: Emma Goldman. Ein Leben für die Freiheit (Jüdische Miniaturen, 269). Leipzig: Hentrich & Hentrich, 2021;
  • Frank Jacob: Emma Goldman. Identitäten einer Anarchistin. Leipzig: Hentrich & Hentrich, 2022.

Die vollständige Übersetzung von Emma Goldman's Text „The Child and its Enemies“ (dt.: „Das Kind und seine Feinde“) kann im Folgenden herunterladen werden.

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Kommentierte deutsche Übersetzung von von Emma Goldman: „The Child and its Enemies“

Aktualisiert: 01.01.2023