Angriff auf die Monitoringstelle für Kinderrechte in Chile

Die Defensoría de la Niñez in Chile (eine unabhängige öffentliche Institution für Kinderrechte, ähnlich der Monitoring-Stelle UN-Kinderrechtskonvention beim Deutschen Institut für Menschenrechte) wurde kürzlich beschuldigt, Kinder politisch zu manipulieren und vor Gericht angezeigt.

Zum 31. Jahrestag der UN-Kinderrechtskonvention am 20. November hat die Defensoría de la Niñez in Chile ein Musikvideo gepostet, in dem sich eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen mit der aktuellen Situation der Kinderrechte in Chile auseinandersetzt (siehe unten). Die Leiterin der Institution, Patricia Muñoz, wurde daraufhin von einigen Abgeordneten des nationalen Parlaments beschuldigt, Kinder politisch zu manipulieren, und bei einem Gericht wegen Verletzung ihres Mandats angezeigt. Auf Twitter hat der Vorsitzende des UN-Kinderrechtsausschusses, Luis Pedernera, dagegen betont: „Gute Kampagne der Defensoría, die an die Kinder und Jugendlichen gerichtet ist. In Sprache und Form den Subjekten ihres Mandats angemessen“. Das Musikvideo ist eines von vielen guten Beispielen, wie die chilenische Kinderrechtsinstitution Kinder selbst zur Verteidigung ihrer Rechte anregt und dabei unterstützt. Eine Sektion der Website wendet sich ausdrücklich an Kinder, gibt ihnen Informationen in kindergerechter Sprache und lädt sie ein, sich zu Wort zu melden: https://www.defensorianinez.cl/home-nna.

Seit Oktober 2019 fordern vornehmlich junge Menschen in Chile eine neue Verfassung, da die bisher geltende Verfassung noch aus der Militärdiktatur stammt und einseitig den reichen Teil der Bevölkerung begünstigt. In einer Volksabstimmung haben am 25. Oktober über 78 Prozent der Wahlberechtigten (bisher nur Personen ab 18 Jahren) für die Ausarbeitung einer neuen Verfassung gestimmt, die mehr soziale Gerechtigkeit ermöglicht. Bei vorangegangenen Demonstrationen waren viele Menschen durch das brutale Vorgehen der militarisierten Polizei verletzt und sogar getötet worden, darunter auch Kinder. Die Defensoría machte ebenso wie das Nationale Menschenrechtsinstitut auf die massive Verletzung der Menschenrechte aufmerksam und fordert auch für Kinder mehr Rechte und Möglichkeiten politischer Beteiligung.

Aktualisiert: 04.12.2020

Nachtrag

Aufgrund der in diesen Tagen eingegangener Drohungen aus dem rechten politischen Spektrum sah die Defensoría sich gezwungen, das Musikvideo in ihrem YouTube-Kanal aus dem Netz zu nehmen. Wir werden den Vorgang noch kommentieren. Unten finden Sie eine Spiegelung des Videos auf einem nicht-offiziellen Kanal.

Aktualisiert: 05.12.2020

Video der Defensoría de la Niñez