Unterstützungsgruppen

Unterstützungsgruppen aus dem Globalen Norden oder aus dem Globalen Süden bestehen meist aus Erwachsene, die sich mit den Bewegungen arbeitender Kinder und Jugendlicher solidarisch erklären. Wenn sie direkt mit den Bewegungen arbeiten, versuchen sie ihren Kontakt ohne pädagogische Absichten zu gestalten und Kinder als "Protogonist*innen" wahrzunehmen. Dies erfordert ein Umdenken des traditionellen Erwachsenen-Kind-Verhältnisses.

Kinder als Protagonist*innen, Erwachsene als Kollaborateur*innen

Unterstützungsgruppen sind Organisationen, Gruppen, Initiativen oder Individuen, die mit den Bewegungen arbeitender Kinder sympathisieren. Oft agieren sie getrennt von den Kinderbewegungen und versuchen Strukturen aufzubauen, die es den Kinderbewegungen ermöglichen, sich regional, national und international auszutauschen.

Erwachsene nehmen innerhalb den Bewegungen arbeitender Kinder und Jugendlicher die Rolle der Collaboradores ein. Dabei ist ihre Funktion die eines*einer Begleiter*in, Vermittler*in, Berater*in und Unterstützer*in. Häufig klären sie Kinder über ihre Rechte auf und vermitteln ihnen rhetorische, organisatorische oder medizinische Kompetenzen. Im Idealfall stellen sie weder Vorgaben, Konzepte oder Rahmenbedingungen, noch unterstellen sie den Kinderbewegungen eine pädagogische Absicht. Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern basieren auf gegenseitigem Respekt, gelingende Kommunikation, Gleichberechtigung und auf die Erfahrungen aller Beteiligten. Es ist unverkennbar, dass es ein Balanceakt ist, die eigene Machtstellung und die Privilegien, die Erwachsenen gesellschaftlich zugeschrieben werden, nicht zu missbrauchen: Stattdessen sollen diese solidarisch-unterstützend im Sinne der Kinder eingesetzt werden. Je nach Ausprägungsform der Kinderbewegung werden Erwachsenen auch andere oder weitere Rollen zugeschrieben.

Für die neue Rolle der Kinder kam der Begriff des Protagonismo infantil („Protagonismus des Kindes“) vor allem im lateinamerikanischen Raum eine zentrale Bedeutung zu. Dieser drückt aus, dass Kinder eine eigene Identität als zentrale, handelnde Personen innehaben. Ihre drei wichtigsten Bestandteile sind die Organisierung von Kindern, die Partizipation von Kindern und die freie Meinungsäußerung von Kindern. Protagonismus heißt, dies weder nur in einem begrenzten Rahmen geschehen zu lassen, noch die Kindern alles alleine machen zu lassen. Vielmehr ist die Rolle der Kinder in der Gesellschaft neu zu definieren und ein sozialer Prozess zu initiieren, der die Umstrukturierung der Gesellschaft in Funktion des vorrangigen Interesses des Kindes zum Ziel hat, und bei dem von Anfang bis Ende die Kinder und Jugendlichen die Hauptrolle spielen.

Im Folgenden werden einige Funktionen der Unterstützungsorganisationen der Erwachsenen vor Ort beispielhaft angeführt, um ihre verschiedenen Aufgabenbereiche zu verdeutlichen:

  • Kontaktpunkte an den Arbeits- und Lebensorten der Kinder
  • Straßenschulen
  • Zeitschriften und andere Medien von und für Kinder
  • Vermittlung von "Life Skills"
  • Straßentheater
  • Krisenzentren für Kinder in Notsituationen
  • Notunterkünfte, rund um die Uhr geöffnet
  • Gesundheitliche Vor- und Nachsorge
  • Vergabe von Mikrokrediten
  • Gemeinschaftsküchen
  • Arbeitskollektive
  • Aufbau von Kindergewerkschaften
  • Fortbildung und Training bspw. am Computer

Unterstützungsorganisationen in Europa (wie ProNATs e.V.) wiederum versuchen Erfahrungen, Ideen, Anliegen und Forderungen der Kinderbewegungen der Öffentlichkeit zu vermitteln. Sie formieren gewissermaßen eine "Lobby" für diese im Globalen Norden unterrepräsentierte und im Globalen Süden marginalisierte Gruppe. Sie weisen internationalen Organisationen und NROs auf die Wichtigkeit einer ernst gemeinten Partizipation von Kindern hin. Sie bilden Foren und bauen internationale Plattformen auf für den Austausch unter den einzelnen Kinderbewegungen.

Weiterführende Seiten

Eine (unvollständige) Liste von aktiven und ehemalig aktiven Organisationen, Gruppen und Initiativen, die die Bewegungen arbeitender Kinder und Jugendlicher materiell, logistisch wie ideell unterstützen

Aktualisiert: 14.12.2020