Haron aus Kenia
Haron, 14 Jahre, aus Bungoma in Kenia
Die Afrikanische Bewegung Arbeitender Kinder und Jugendlicher wurde 1994 gegründet und bezieht ihr Kürzel „MAEJT“ aus dem Französischen Le Mouvement Africain des Enfants et Jeunes Travailleurs. Ziel dieses Zusammenschlusses ist es, die Stellung der jungen Arbeiter*innen zu stärken und ihre Rechte umzusetzen. Vom 28. Oktober bis zum 2. November 2024 fand in den Konferenzsälen der Afrikanischen Union in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba das wiederkehrende Kontinentaltreffen der MAEJT statt. Drei Delegierte von ProNATs nahmen an dem Treffen teil und freuten sich, elf der jungen Delegierten persönlich interviewen zu dürfen. So erfuhren sie einiges aus deren Leben. Sie gewannen einen Eindruck von ihrer Arbeit, welche Herausforderungen sich ihnen stellen und welche Forderungen sie an die Politik und Menschen in Europa haben. Die elf Interviews sind unter Creative Commons Lizenz veröffentlicht und können auch im Bildungskontext eingesetzt werden.
Ich bin Haron, bin 14 Jahre alt und komme aus Bungoma, einer Provinz in Kenia. Dort lebe ich mit meinen Geschwistern und meiner Mutter, die alleinerziehend ist. Wir sind fünf Brüder. Ich bin der vierte. Wir fünf arbeiten alle, und beteiligen uns so am Haushalt.
Ich bin in einer Genossenschaft von Landwirten, dort bin ich also als Landwirt tätig. Wir, also meine Freunde und ich, bauen Gemüse an und verkaufen es. Wir jäten aber auch Unkraut, pflügen das Feld für andere Landwirte, machen also unterschiedliche Arten von Feldarbeit. Wir haben aber auch unser eigenes Feld, das wir bearbeiten, wo wir aussäen und ernten. Es ist nicht ganz so groß, und das Einkommen aus diesem Feld reicht deshalb nicht. Also mache ich noch andere Tätigkeiten. Ich arbeite zusätzlich als Mechaniker. Ich repariere zum Beispiel Motorräder oder andere Maschinen. Von dem Geld, das ich aus den Reparaturen einnehme, kaufe ich Saatgut für das Feld.
Von dem Geld bezahle ich meine Schulsachen. Die Schule ist auch recht weit von zu Hause und ab und zu kann ich es mir leisten, von dem erarbeiteten Geld den Schulbus zu nehmen und Fahrkosten zu zahlen. Und manchmal, wenn es zu Hause finanziell knapp wird, gebe ich meiner Mutter etwas Geld für den Haushalt.
Das Leben in Kenia ist oft sehr anstrengend und hart: die Schulgebühren und das Drumherum sind oft schwer zu finanzieren. Mir als Kind wird die Realisierung des Rechts auf Bildung erschwert. Denn während der Pflanz- und Erntezeit steh ich früh am Morgen auf, wecke meine Freunde und dann arbeiten wir von Sonnenaufgang bis zum Nachmittag auf dem Feld. Nachmittags dann verkaufen wir das frisch geerntete Gemüse. Doch da ich so viel arbeiten muss, bleibt mir kaum Zeit, um zur Schule zu gehen. Nach der Arbeit bleibt mir dann ein bisschen Zeit, um mich auszuruhen und dann spiele ich ein bisschen mit meinen Freunden.
Ich habe nicht jeden Tag Zeit, um zur Schule zu gehen. Ich gehe nur sehr unregelmäßig zur Schule, da ich viel arbeiten muss. Leider reicht das Geld nicht immer, um zur Schule zu gehen. Die Schulgebühren sind zu hoch und das Geld reicht einfach nicht für Bücher, Fahrkosten und so weiter. Und so werden deine Rechte als Kind nicht erfüllt. Der Klimawandel erschwert uns auch zusätzlich die Arbeit in der Landwirtschaft. Die Dürrephasen sind länger und es regnet später und weniger.
Doch seit drei Jahren bin ich nun Mitglied der Bewegung arbeitender Kinder und Jugendlicher und dadurch hat sich ein wenig an meiner Lebenssituation verbessert. Früher zum Beispiel, hatte ich nicht mal Kleidung. Wenn ich dann zu den Meetings gehe, und die Mitglieder sehen, dass ich keine Kleidung besitze, geben sie mir welche, zum Beispiel neue Schuhe, wenn ich welche benötige. Manchmal bietet mir die Gruppe auch an, ein bisschen für die Schule zu lernen, doch ich habe nur wenig Zeit und es ist sehr zeitaufwendig. Denn ich muss mehr Zeit in meine Arbeit investieren, um zu überleben und habe dadurch keine Zeit für die Schule. Ich konnte aber dennoch vieles dort lernen: Früher wusste ich nicht einmal, dass ich als Kind Rechte habe. Vor allem aber weiß ich jetzt, dass ich das Recht auf Bildung habe. Und das Recht auf Leben.
Euch Kindern in Deutschland möchte ich mitteilen, dass das Leben hart ist und man im Leben arbeiten muss.
Aktualisiert: 26.11.2024